Verwechslungsgefahr! Leichte Sprache und Einfache Sprache
März 20, 2023
Eine Frau und ein Mann stehen an einem Tisch. Auf dem Tisch steht ein Laptop. Beide schauen auf den Laptop. Die Frau tippt etwas ein. Wir blicken hier von vorne auf die zwei Menschen. Daher sieht man den Bildschirm vom Laptop nicht.

Im Verständlichkeits-Universum tummeln sich neben der Leichten Sprache auch noch viele weitere Begriffe – zum Beispiel die Einfache Sprache, die leicht verständliche Sprache, oder die Bürgernahe Verwaltungssprache.

Alle diese Begriffe und Konzepte haben die Gemeinsamkeit, dass sie mit dem Ziel entwickelt wurden, Informationen aus Texten für möglichst viele Menschen zugänglich zu machen. Manchmal werden die Begriffe synonym verwendet – das ist aber nicht immer korrekt!

In diesem Beitrag zeigen wir, wie sich die Leichte Sprache von den anderen Konzepten und Begriffen abgrenzt.

 

Wie ist also die Leichte Sprache genau definiert?

Leichte Sprache ist eine stark vereinfachte Form der deutschen Sprache. Sie bewegt sich auf dem sprachlichen Kompetenzniveau A1 – A2. Des Weiteren ist sie grammatisch einfacher strukturiert und eher auf Informationsgehalt als auf Ästhetik und einen “schönen” Sprachstil ausgerichtet. Sie richtet sich im Sinne der Barrierefreiheit besonders an Menschen mit Lernschwierigkeiten, Bildungsnachteilen oder geringen Deutschkenntnissen. Das wichtigste Kriterium: Für Leichte Sprache gibt es fest Regeln, zum Beispiel vom Netzwerk Leichte Sprache.
Einige dieser Regeln lauten:

  • Kurze, konkrete Sätze mit einer Aussage pro Satz
  • Möglichst keine Nebensätze
  • Fach- und Fremdwörter vermeiden oder zumindest erklären
  • Möglichst aktive Sprache verwenden und Passiv vermeiden
  • Keine Genitiv- oder Konjunktivkonstruktionen verwenden

Außerdem ein wichtiges Detail: Leichte Sprache ist daran erkennbar, dass sie mit einem großen “L” geschrieben wird. Dabei ist “leicht” eigentlich ein Adjektiv. Das ist schon ein erster Hinweis auf das Prinzip, dass bei Leichter Sprache die Grammatik nicht das oberste Gebot ist!

 

Ist Einfache Sprache (Auf Englisch: Plain Language) jetzt das gleiche? Oder “einfacher”?

Mit großem Abstand ist die Einfache Sprache unsere Top-Kandidatin für eine Verwechslung mit der Leichte Sprache. Kann auch mal passieren, denn wenn wir ehrlich sind, sind die Begriffe nicht ganz trennscharf gewählt. Das Wichtigste also zuerst: Einfache Sprache ist ein eigener Sprachstil und ist “schwerer” als Leichte Sprache! Das bedeutet: Sie lässt mehr Komplexität zu, zum Beispiel Nebensätze. Sie folgt auch keinem festen Regelwerk, sondern orientiert sich in ihren Grundsätzen am sprachlichen Kompetenzniveau.

Dieses liegt bei der Einfachen Sprache bei A2-B1 – wir erinnern uns: Bei der Leichten Sprache sind wir im Bereich A1-A2 unterwegs. Also ist es eigentlich auch in Ordnung, dass die Begriffe so dicht beieinander liegen, denn schließlich überschneiden sich auch die Kompetenzniveaus.

Vorteil der Einfachen Sprache, zum Beispiel für Unternehmen: Sie ist sehr gut verständlich und gleichzeitig weniger “hölzern” oder “holprig” als die Leichte Sprache. Wer also mit Kund:innen flüssig und ansprechend kommunizieren und etwas für die Verständlichkeit tun möchte, ist bei der Einfachen Sprache richtig. Ihr Nachteil: Sie ist nicht maximal barrierearm, da sie anders als die Leichte Sprache mehr Komplexität zulässt. Somit werden einige Menschen aus der Zielgruppe Leichte Sprache, die auf eine ganz starke Vereinfachung angewiesen sind, von der Einfachen Sprache ausgeschlossen.

In diesem Post haben wir die beiden wichtigsten Vertreter der verständlichen und barrierearmen Sprachstile vorgestellt – es gibt aber noch einige mehr, nämliche die “leicht verständliche” Sprache oder die Bürgernahe Verwaltungssprache. Darüber berichten wir im nächsten Post!

Sie möchten Leichte oder Einfache Sprache kennenlernen oder haben bereits konkrete Pläne, Texte in Leichter oder Einfacher Sprache anzubieten?