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Am 21. Juni 2024 versammelten sich fast 70 Interessierte und Expert:innen aus dem Bereich Leichte Sprache und (digitale) Barrierefreiheit zur unserer jährlichen Fachtagung.
Nach Kaffee und angeregten Gesprächen zu Beginn startete die Fachtagung um 10 Uhr in den Räumlichkeiten von Google in München. Vanessa Theel, Geschäftsführerin bei SUMM AI, und Isabelle Evelyn Joswig, Inklusionsbeauftragte Google Deutschland, eröffneten die Tagung offiziell mit einer Begrüßungsrede.
Es folgte der erste Impulsvortrag von Miriam Anschütz zum Thema „Was ist eigentlich KI?“, wobei sie unter anderem Einblicke in deren Einsatz zur Textvereinfachung gab. Der Vortrag lieferte eine gelungene Inspiration für die vier anschließenden Workshops, bei denen in kleinen Gruppen Raum für intensive Diskussionen vor Ort und online war.
Nach einer Mittagspause folgten zwei weitere Impulsvorträge: Julian Hörner vom Wort und Bild Verlag (Herausgeber der Apotheken Umschau) sprach über „Gesundheitsinformationen in Einfacher Sprache“ und Dennis Bruder von der Stiftung Pfennigparade gab Einblicke in das Thema „Digitale Barrierefreiheit – was bedeutet das eigentlich?“. Sie brachten neue Perspektiven in die Diskussion ein und unterstrichen die Bedeutung der Barrierefreiheit im Alltag.
„Barrieren sind unüberwindlich für Menschen mit Behinderung und häufig unsichtbar für Menschen ohne Einschränkungen. Und das ist auch das, wo man so eine gewisse Sensibilisierung braucht“ – Dennis Bruder
Nach den Impulsvorträgen wurden die Ergebnisse der Workshops präsentiert, die viele Anknüpfungspunkte für die abschließenden Networking-Gespräche bei Kaffee und Kuchen boten.
Im Folgenden haben wir die wichtigsten Ergebnisse der Workshops zusammengefasst:
Workshop 1:
Wie können wir Zugang zu Dienstleistungen rund um Leichte und Einfacher Sprache ermöglichen?
- Erwerbsmöglichkeiten für behinderte Menschen können durch erweiterte Prüfangebote von Prüfpersonen aus der Zielgruppe entstehen.
- Dafür sind Schulungen in Leichter und Einfacher Sprache notwendig.
- Aktuell ist es schwierig und mühselig, sich über unterschiedliche Dienste zu informieren. Ein Überblick mit Definitionen und Unterschieden ist hier hilfreich.
- Für Organisationen kann es schwierig sein Fördermittel für Dienste zu beantragen. Auch hier ist eine Übersicht vom Vorteil.
- Dienstleistungen sollen in Bezug auf Qualität und Preisgestaltung transparent sein.
- Es braucht eine Plattform für Austausch und politische Vernetzung.
Workshop 2:
Was bringt Leichte Sprache der Zielgruppe?
- Zugänglichkeit von Informationen sind aktuell ein großes Problem, vor allem im öffentlichen Personenverkehr für Menschen mit Lesebehinderungen.
- Es gibt einen Bedarf an Vorlesefunktionen, insbesondere bei Fahrkartenautomaten und Apps.
- Eine klare Herausforderung sind Inhalte, die Rechtssicherheit gewährleisten müssen. Hier besteht Unsicherheit bei den Auftraggebenden, ob eine Textversion in Leichter Sprache angeboten werden kann.
- Oft haben Menschen Schwierigkeiten, Angebote in Leichter Sprache zu finden.
- Es braucht übergreifende Strategien zur Umsetzung von Inklusion, zum flächendeckenden Angebot von Leichter Sprache sowie zu Bürokratiereduzierung.
- Ideen: Handy-Schulungen, Schulungsangebote für Lehrer, allgemein weniger Amtsdeutsch, Sensibilisierung von Verwaltungspersonal und Bewusstseinssteigerung in der Gesellschaft.
Workshop 3:
Was bringt Leichte Sprache Organisationen und Unternehmen?
- Leichte Sprache ermöglicht schnelle Informationsvermittlung.
- Die Nutzung von Leichter Sprache reduziert den Bedarf an persönlicher Beratung.
- Hilft auch Gehörlosen, die oftmals Leseschwierigkeiten haben, Alltagssprache zu lesen.
- Stärkt Service-Charakter und erleichtert Kund:innenorientierung
- Zahlt auf soziale Verantwortung und positives Image ein.
- Trägt durch mehr Verständlichkeit auch zur Arbeitssicherheit bei.
- Gesetzliche Vorgaben, bspw. der UN-Behindertenrechtskonvention, werden erfüllt.
Workshop 4:
Welche Regeln sollen für KI Im Bereich Leichte Sprache gelten?
- Ziel des Workshops war es, verschiedene Perspektiven zusammenzubringen und gemeinsam über mögliche Regeln bei der Anwendung von KI zu sprechen. Es wurde diskutiert, ob alle Texte in Leichter Sprache von der Zielgruppe geprüft werden müssen. Zudem wurde über die Kennzeichnung von KI-Übersetzungen sowie Urheberrechtsfragen gesprochen. Fazit: KI und Leichte Sprache bieten viele neue Möglichkeiten, aber auch Herausforderungen in Bezug auf Qualität, Prüfung und Einbezug der Zielgruppe, die wir als Domäne gemeinsam addressieren müssen.
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Die Fachtagung 2024 war ein großer Erfolg und zeigt erneut, wie groß das Interesse an Austausch und Zusammenarbeit aller Beteiligten ist. Genau deshalb wollen wir den offenen Austausch und die konstruktiven Diskussionen auch weiterführen und laden Sie dazu herzlich in unser SUMM AI Forum ein. Hier können Sie sich Nutzende des SUMM AI Tools zu Leichter Sprache, KI und Anwendungsfällen austauschen.
Wir freuen uns schon auf die nächste Fachtagung und bedanken uns hiermit nochmal herzlich beim gesamten Organisationsteam – insbesondere bei Google an Isabelle Evelyn Joswig und Vangelis Parasidis, für die großzügige Bereitstellung der Räumlichkeiten und der sehr leckeren Verpflegung!