Ist eine Leichte Sprache Prüfung Pflicht? – Diese Logos sollten Sie kennen
Oktober 8, 2024

Wenn es um Leichte Sprache geht, wird häufig die Frage nach einer „Prüfung“ aufgeworfen. Doch was genau bedeutet es, Texte in Leichter Sprache prüfen zu lassen? Und ist eine solche Prüfung verpflichtend? Welche Leichte Sprache Logos und Siegel garantieren geprüfte Qualität und was sollten Sie darüber wissen? In diesem Artikel klären wir auf.

Was ist Leichte Sprache?

Leichte Sprache ist eine stark vereinfachte Version der deutschen Sprache, die sich vom Wortschatz her etwa auf dem Niveau A1-A2 bewegt. Sie verwendet kurze Sätze, verzichtet auf Fachbegriffe und richtet sich an Menschen mit Lernschwierigkeiten, kognitiven Einschränkungen oder an jene, die Deutsch als Fremdsprache lernen.

Was bedeutet die Prüfung von Leichter Sprache?

Die Prüfung von Leichter Sprache ist ein Verfahren, bei dem Texte von Personen aus der Zielgruppe auf Verständlichkeit getestet werden. Dies können beispielsweise Menschen mit Lernschwierigkeiten sein. Sie beurteilen, ob der Text leicht zu verstehen ist und geben Verbesserungsvorschläge. Die Prüfung wird moderiert und das Feedback dokumentiert. Durch diese Prüfung kann erreicht werden, dass die Informationen im Text für seine Zielgruppe auch tatsächlich zugänglich sind. Dafür gibt es deutschlandweit zahlreiche Prüfgruppen wie z.B. „Sag‘s Einfach“ aus Regensburg, text·sicher in München oder das Zentrum für barrierefreie Kommunikation der Rummelsberger Diakonie.

Ist die Prüfung von Leichter Sprache Pflicht?

Grundsätzlich gilt: Die Prüfung von Texten in Leichter Sprache ist keine Pflicht! Es wird jedoch empfohlen, Texte von Prüfgruppen überprüfen zu lassen. So sagt die Netzwerkgruppe Bayern des Netzwerks Leichte Sprache in Ihrem Positionspapier zum Thema KI und Leichte Sprache:

„Grundsätzlich empfiehlt es sich, alle Texte in Leichter Sprache durch Prüfgruppen prüfen zu lassen. Eine Prüfempfehlung besteht insbesondere bei Bestandstexten.“

Mit Bestandstexten sind Texte gemeint, deren Informationen über längere Zeit gültig sind – zum Beispiel, wenn eine Kommune auf ihrer Webseite über die Schritte informiert, die für eine Ummeldung notwendig sind. Bei kurzfristigen Inhalten, bei denen vor allem relevant ist, dass sie zeitnah alle Bevölkerungsgruppen erreichen, wird von der Prüfempfehlung abgesehen. Dies können beispielsweise folgende Textarten sein:

  • Tagesaktuelle Nachrichten
  • Veranstaltungsankündigungen
  • kurzfristige Hinweise (z.B. Informationen zu Baustellen, Änderungen bei Buslinien)
  • Informationen zur Gefahrenabwehr, die unmittelbar veröffentlicht werden müssen (z.B. Bombenfund, Informationen zu Seuchen, Pandemien oder Unwettern)

Die Rolle von KI und Prüfung

KI kann bei der Erstellung von Leichte Sprache-Texten äußerst hilfreich sein. Doch auch wenn KI hier zunehmend eingesetzt wird, bleibt die menschliche Prüfung weiterhin wichtig. Zum einen ist das die inhaltliche Überprüfung durch Textredakteure, die KI zur Erstellung von Texten in Leichter Sprache einsetzen, und zum anderen die Überprüfung der Verständlichkeit durch die Zielgruppe.

KI schafft neue Arbeitsplätze

Oft wird im Kontext von KI die Befürchtung laut, dass ihr Einsatz menschliche Arbeitsplätze kostet – auch im Kontext der Prüfung. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall: Durch den Einsatz von KI werden neue Arbeitsplätze für Menschen mit Lernschwierigkeiten geschaffen, da das Prüfvolumen steigt. Schon heute sind viele Prüfgruppen ausgelastet und es entstehen enorme Wartezeiten, bis Texte geprüft an die Auftraggeber:innen zurückgehen und veröffentlicht werden können. Je mehr Texte durch KI erstellt werden, desto mehr Texte werden auch von Prüfgruppen überprüft. Durch den signifikanten Anstieg des Textvolumens zeichnet sich dieser Effekt sogar ab, wenn nur stichprobenartig geprüft wird. Wichtig ist hier vor eine gute Zusammenarbeit von künstlicher und menschlicher Intelligenz und eine gute Vernetzung im Ökosystem Leichte und Einfache Sprache. Wie diese ideal abbildbar ist, erfahren Sie im nächsten Blogartikel.

Die bekanntesten Logos und Prüfsiegel für Leichte Sprache

Um klar kennzeichnen zu können, ob ein Text in Leichter Sprache durch eine Prüfgruppe geprüft wurde und auf welche Kriterien bei der Erstellung der Texte geachtet wurde, gibt es verschiedene Logos und Prüfsiegel für Leichte Sprache. Eine detaillierte Übersicht finden Sie im Folgenden:

1. Logo für Leichtes Lesen (Inclusion Europe)

Das “Europäische Logo für Leichtes Lesen” von Inclusion Europe garantiert, dass ein Text den Easy-to-Read-Richtlinien entspricht. Um dieses Logo verwenden zu dürfen, muss der Text von mindestens einer Person mit geistiger Behinderung auf Verständlichkeit geprüft werden. Zudem sind bestimmte Maßvorgaben und Originalfarben für das Logo vorgeschrieben. Ein Copyright-Hinweis mit Verlinkung zur Website von Inclusion Europe ist ebenfalls notwendig. Der Hinweis lautet: „© European Easy-to-Read Logo: Inclusion Europe. More information at www.inclusion-europe.eu/easy-to-read.“

2. Qualitätssiegel des Netzwerks Leichte Sprache e. V.

Das Qualitätssiegel des Netzwerks Leichte Sprache e. V. darf nur von Mitgliedern des Netzwerks vergeben werden, die bereits eine gewisse Zeit Mitglied sind und mehrere qualitativ hochwertige Texte in Leichter Sprache verfasst haben. Jeder Text, der das Siegel tragen soll, muss von mindestens zwei Personen mit geistiger Behinderung geprüft werden.

3. Logo Leichte Sprache der Universität Hildesheim

Das Siegel “Leichte Sprache” der Universität Hildesheim kann von allen verwendet werden, die ihre Texte nach den Regeln der Forschungsstelle Leichte Sprache der Universität Hildesheim erstellen. Im Gegensatz zu anderen Siegeln ist hier keine Prüfung durch Personen aus der Zielgruppe erforderlich.

4. Prüfsiegel „Leichte Sprache wissenschaftlich geprüft“ der Universität Hildesheim

Dieses Siegel wird für Texte vergeben, die von der Forschungsstelle Leichte Sprache der Universität Hildesheim in mehreren Durchgängen wissenschaftlich geprüft wurden. Mitarbeiter*innen der Universität verwenden dafür die Verständlichkeitssoftware TextLab des H&H Communication Lab. Das Siegel hebt die wissenschaftliche Prüfung der Verständlichkeit hervor.

In dieser Tabelle finden Sie eine Übersicht der verschiedenen Logos für Leichte Sprache. Es gibt vier verschiedene Logos. Die Symbole hierfür sind in der Übersicht abgebildet.

Fazit:

Die Prüfung von Leichte Sprache-Texten ist nicht verpflichtend. Sie wird jedoch empfohlen, um die Verständlichkeit eines Texts möglichst weit zu gewährleisten. Wichtig in diesem Kontext: Eine Prüfung bedeutet immer nur die Verständlichkeit für die konkrete Prüfgruppe. Nicht immer ist diese stellvertretend für einen Großteil der Zielgruppe, sodass auch die Auswahl der passenden Prüfgruppe sorgfältig geschehen sollte.

Verschiedene Logos und Siegel wie das Easy-to-Read Logo oder das Qualitätssiegel des Netzwerks Leichte Sprache zeigen dann an, dass Texte nach bestimmten Qualitätskriterien erstellt bzw. geprüft wurden. Besonders bei langfristig gültigen Texten lohnt sich eine professionelle Prüfung, während bei zeitkritischen Informationen Geschwindigkeit vorgeht.

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